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Horsemanship und Akademische Reitkunst 

Mai 2020 Weiterbildung Akademische Reitkunst (AR) Bodenarbeit, Longieren:

Vorausgesetzt die Beziehung zwischen Deinem Pferd und Dir ist gut (diese kann mit Hilfe des HMS erarbeitet werden), dann kannst Du Deinem Pferd in Boden- / Hand-Arbeit praktisch alles beibringen, was es später unter dem Sattel können sollte. Du kannst mit ihm zusammen nach den Grundsätzen der Biomechanik an Themen wie Bewegungsharmonie und Formgebung arbeiten. Du kannst die Balance Deines Pferdes, die Tragkraft, die Federkraft der Gelenke, den dreidimensionalen Rückenschwung etc. fördern. Die Akademische Reitkunst kann helfen, unterimpulsive Pferde zu motivieren und impulsiven Pferden Ruhe und Konzentration zu schenken. AR ist eine wunderbare Art, mit Pferden viel Freude zu haben, eine noch feinere Verbindung aufzubauen und sie bis ins hohe Alter gut bemuskelt und gesund zu erhalten oder nach Verletzungen schonend wieder aufzubauen. Wenn Dich dieses Thema interessiert, kann ich Dir gerne weiterhelfen.

 

Im Mai 2019 habe ich zusammen mit meinem Pferd Deseo eine Intensivwoche bei Walter Gegenschatz, 5***** Master Parelli Instruktor im schönen Appenzellerland genossen. Ich konnte mein Wissen vertiefen, neue Sichtweisen erlangen, Herausforderungen auf neue Art und Weise angehen und mein Verständnis für die Prinzipien des HMS theoretisch und praktisch erweitern. Einen halben Tag durfte ich mit Parelli Instruktorin Anna Sell verbringen, sie beim Pferdetraining beobachten und von ihr lernen. Zudem waren wir ein tolles Team von „Intensivlern“ und konnten sowohl die Kompetenz und den Humor von Wally als auch die herzliche Gastfreundschaft seiner Eltern geniessen, die uns mit Kost und Logie sehr verwöhnt haben.

 

Im April 2019 habe ich mit Deseo an der Intensivwoche "Akademische Reitkunst" teilgenommen und wir haben zusammen viel Spannendes und Neues im Savvy Finesse gelernt. Wir sind nun eifrig zusammen am Umsetzen und Üben. Deseo reagiert mit sehr viel Entspannung auf diese konzentrierte, ruhige und genaue Arbeit. Er ist immer hochmotiviert und macht super mit. 

 

Inspirationen von brigitta-kammer-horsemanship:

 

Die 7 Spiele aus dem Sattel

 

Pferde sind Herdentiere. Um ihre Rangordnung in der Gruppe fest zu legen und untereinander zu kommunizieren spielen sie die 7 Dominanzspiele miteinander. Auch wir Menschen können diese 7 Spiele mit unseren Pferden spielen und so eine gemeinsame Kommunikation entwickeln und gegenseitigen Respekt aufbauen.

Zuerst spielen wir die 7 Spiele on Line, also mit Hilfe eines Knotenhalfters und z. B. eines 3,7 m Führseils (Leadrope). Später können wir die Spiele auch "at Liberty", also ohne ein Hilfsmittel am Pferd, spielen und gewinnen. Wenn wir die 7 Spiele am Boden gut vorbereitet haben, können wir sie auch aus dem Sattel spielen und gewinnen.

Hier könnt Ihr, wenn Ihr Lust habt, regelmässig ein paar Inputs und Ideen dazu von mir lesen... viel Spass dabei!

Herzlich, Brigitta

 

August / September

Spiel 7 Engpassspiel oder "squeeze game"

 

Ziel:

Das Engpassspiel verhilft dem Pferd ebenfalls zu mehr emotionaler Fitness. Es wird ruhiger, smarter und mutiger und bekommt die Gelegenheit, sich in einer sicheren Umgebung psychisch durch seine angeborenen Ängste zu arbeiten.

 

Beim Reiten könnte ein Engpassspiel z. B. ein Sprung über ein Hindernis sein, welchen Dein Pferd nach der guten Vorbereitung mit Hilfe der 7 Spiele mutig und kooperativ für Dich als seinen Partner überwinden wird. Oder Du stellst Fässer oder andere Hindernisse z. B. in Bahnen auf, legst ev. sogar noch grosse Plastikteile darüber und schaust, ob Dein Pferd Dir genug Vertrauen schenkt, um zusammen mit Dir als ReiterIn diese Engpässe zu durchqueren.

 

Wichtig: versuche Dich in das Pferd hinein zu versetzen. Damit es Dir vertrauen kann, braucht es Deine mentale und emotionale Fitness (Idee in Deinem Kopf: "Ich weiss, dass wir das zusammen schaffen!"), jedoch auch, dass Du ihm genügend Zeit gibst, damit es sich durch seine Ängste hindurcharbeiten kann. Belohne kleinste Bemühungen, arbeite mit Annäherung und Rückzug (wie beim Friendly Game). Freue Dich von Herzen über kleine Erfolge. Höre in einem guten Moment auf. Ev. klappt es noch nicht heute, jedoch in 2 oder 3 Tagen oder in einer Woche, dass Dein Pferd ruhig und vertrauensvoll - also auf linker Hirnhälfte - zusammen mit Dir einen herausfordernden Engpass durchqueren kann. Probiere es von beiden Seiten aus. Pferde speichern Bilder, welche sie mit dem rechten bzw. mit dem linken Auge sehen, einzeln ab. Die Situation kann als von rechts her für das Pferd wieder ganz neu erscheinen, auch wenn sie von links her kein Problem mehr darstellt.

Sei geduldig  :-)

 

Beim Spielen mit Deinem Pferd sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, je fantasievoller Du sein kannst, umso mehr Spass, Freude und Erfolg wirst Du zusammen mit Deinem Pferd haben. Also viel Spass beim Spielen!

 

 

Mai / Juni:

Spiel 6 Seitwärtsspiel oder «sideways game»:

 

Ziel:

Das Pferd lernt mit Leichtigkeit und Respekt lateral (seitlich) zu weichen. Es lernt sich gerade zu richten und entwickelt mehr Impulsion und emotionale Fitness. Wenn das Seitwärtsspiel mit meinem Pferd vom Boden aus solide funktioniert, dann wird es einfach, dem Pferd dieses Spiel auch vom Sattel aus zu erklären und somit z. B. ein schönes Schenkelweichen zu erreichen.

 

Ideen:

Ihr legt eine Springstange auf den Boden, stellt mehrere Pylonen in eine Reihe (anfangs einen oder zwei, später viele) oder Ihr legt z. B. ein oder zwei Fässer auf den Boden. Nun könnt Ihr Euer Pferd on line oder at liberty seitwärts darüber senden bzw., sobald dies gut klappt, auch darüber reiten. Falls das Pferd nach vorne wegläuft, könnt Ihr die Stange parallel zu einem Zaun ablegen, so dass dieser das Pferd vorne begrenzt. Falls es zuerst nicht klappt, zeigt ihr Eurem Pferd alles in Ruhe, viele Pferde sind anfangs nicht begeistert von der Idee diverse Sachen unter ihrem Bauch zu haben, wo sie diese nicht sehen können und ev. sogar mit den Beinen daran zu stossen, besonders wenn diese Hindernisse relativ gross sind (z. B. Fässer). Ihr belohnt den kleinsten Versuch des Pferdes seitwärts über das Hindernis zu gehen mit einer Pause, erlaubt es dem Pferd wieder vom Hindernis weg zu treten und beginnt dann einfach von Neuem. Es muss nicht an einem Tag klappen. Wichtig ist: in einem guten Moment aufhören, auch wenn z. B. erst zwei Beine über dem Fass waren und das Pferd dort einen Moment ruhig stehen bleiben konnte. Ihr könnt auch mit dem Pferd schwungvoll spielen, so dass es sich etwas anstrengen muss und immer Pause machen über dem Fass oder über der Stange. Dann wird dieser Ort rasch zum Komfortplatz und unser Pferd möchte gerne dorthin. Es wird dann zu seiner Idee sich über die Fässer zu stellen. Eine andere Idee wäre es, mit dem Pferd auf die Fässer zuzugehen und es nur mit der Vorhand darüber steigen oder springen zu lassen, so dass es mit den Fässern unter dem Bauch stehen bleibt. Aus dieser Position könnt Ihr dann seitwärts wieder über die Fässer hinweg reiten.

 

April:

Spiel 5 Kreiselspiel oder Circling Game

 

Das Ziel dieses Spiels ist es, dass mein Pferd lernt, dass es die Verantwortung für das Beibehalten der Gangart und der Richtung trägt, und dass es lernt aktiv mit zu denken. Aus dem Sattel kann ich schöne, harmonische Volten / Kreisel reiten. (Zu einem späteren Zeitpunkt können wir mit Hilfe von Finesse u. a. bewirken, dass unser Pferd gerade gerichtet auf der Volte läuft und Versammlung erlangt).

 

Nur so eine Idee: ich könnte eine Volte auch rückwärts reiten, z. B. rund um einen Roundpen.

 

Umsetzung:

Wir könnten z. B. auf einer Volte 4 "Tore" aufbauen. Wir stellen in jede Himmelsrichtung ausgerichtet je zwei Fässer, Pylonen oder Ähnliches mit ca. 1,5 m Abstand hin, so dass wir gut durch hindurch reiten oder dazwischen anhalten können. Nun reiten wir unser Kreiselspiel zuerst im Schritt, später im Trab oder auch im Galopp. Wir können dieses Spiel Freestyle reiten, also z. B. mit der natürlichen Hackamore am langen Zügel und mit dem Stick oder später sogar nur mit einem String um den Hals des Pferdes und dem Stick (natürlich erst wenn Ihr sicher seid, dass Ihr Euer Pferd so jederzeit problemlos stoppen könnt!) Wir wollen bewirken, dass es die Idee des Pferdes wird auf der Volte zu bleiben. Damit dies klappt richten wir die Engpässe zwischen den Fässern als Komfortplätze ein. Wir reiten also im Schritt los, halten zwischen jedem Fässerpaar an und machen dort jeweils eine lange Pause (am besten, bis das Pferd abkaut). Später halten wir nur noch zwischen jedem 2., dann zwischen jedem 3. oder 4. Fässerpaar an. Solange unser Pferd auf der Kreislinie bleibt, bleiben wir neutral, wenn es davon abweicht korrigieren wir es mit Hilfen von: 1. Augen (Fokus!!!) 2. Bauchnabel., 3. Bein, 4. Stick. Falls diese Korrekturen nach einiger Zeit nicht den gewünschten Erfolg bringen, könnten wir etwas mehr Diskomfort kreieren und unser Pferd, wenn es links am Fässertor vorbeigehen will, für 360 Grad Vorhandschieben nach rechts fragen und danach durch das Fässerpaar reiten (oder auf der anderen Seite umgekehrt). Bald, bald, wird das Pferd lieber aus eigenem Antrieb durch das Fässertor schreiten, anstatt jedesmal 360 Grad Vorhandschieben machen zu müssen, weil es abkürzen oder aussen rum laufen will. Auch hier machen wir wieder Horsemanship, denn wir bewirken, dass unsere Idee die Idee des Pferdes wird. Dazu müssen wir für das Pferd das Richtige einfach machen und das Falsche schwieriger oder umkomfortabler. Wenn wir diese Übung an mind. 4 bis 7 aufeinander folgenden Tagen wiederholen (bei manchen Pferden braucht es auch 20 Tage oder mehr) entwickelt das Pferd ein Muster. Es versteht, dass es seine Aufgabe ist auf der Kreislinie zu bleiben, zwischen den Fässern hindurch zu gehen und zwischen den Fässern zu fragen, ob es anhalten oder weitergehen oder z. B. die Gangart wechseln soll. Diese Übung hilft z. B. auch überimpulsiven Pferden ruhiger und Unterimpulsiven motivierter zu werden. Die überimpulsiven Pferde können an den Komfortplätzen entspannen, die Unterimpulsiven freuen sich auf die erlaubten Pausen zwischen den Fässern und möchten möglichst rasch dorthin gelangen.Wenn das zunehmend gut klappt, können wir anfangen Hilfsmittel (Fässer) abzubauen. Zuerst z. B. einig der äusseren Fässer, später ev. zwei der inneren und am Schluss reiten wir die Volte ganz ohne Fässer.

 

März 2019:

Spiel 4 Vorwärts-Rückwärts-Spiel oder yo-yo game

 

Das Pferd weicht auf gerader Linie vor mir zurück bis ans Ende des Seils, bleibt dann stehen und kommt wieder zurück zu mir.

Das Ziel dieses Spiels ist es das Pferd gerade zu richten, mehr Respekt und eine ausbalanciertere Impulsion (go = whoa) zu erreichen.

Mein Pferd erlangt so nebst mehr Balance auch mehr Leichtigkeit. Natürlich kann ich ein Yo-Yo auch aus dem Sattel reiten, anfangs z. B. im Schritt und dem Zaun entlang. Das sieht dann folgendermassen aus: Ich reite im Schritt dem Zaun entlang, halte mein Pferd an, richte es einige Schritte rückwärts und reite dann wieder im Schritt an. Mit der Zeit kann ich mein Pferd auch weitere Strecken rückwärts richten und beim Anreiten direkt in den Trab übergehen.

Wenn wir fortgeschrittener sind können wir auch Galopp-Yoyos reiten (= angaloppieren am Zaun oder auf einem Weg im Gelände, wieder anhalten, rückwärts richten und aus dem Rückwärts wieder angaloppieren). Wir könnten z. B. auch mit einer anderen Person zusammen ausreiten und diese Yoyos abwechselnd machen: Paar 1 hält an, Paar 2 macht ein Galopp-Yoyo und hält dann an einer bestimmten Stelle (z. B. 50 oder 100m) weiter vorne an. Dort macht Paar 2 Pause. Nun galoppiert Paar 1 an, überholt das pausierende Paar im Galopp, (während das Paar 2 ruhig und an langem Zügel stehen bleiben sollte ;-)), reitet etwas weiter vorne ein Galopp-Yoyo und macht dann ebenfalls Pause. Nun ist Paar 2 wieder dran. Natürlich beginnen wir diese Übung zuerst langsam und im Schritt, wenn dies gut funktioniert im Trab und später im Galopp.

 

Pat Parelli sagt: "Es gibt nichts, was Du nicht machen kannst, wenn Dein Pferd ein Teil von Dir wird."

Es wäre doch schön, wenn wir diesem Ziel zusammen mit unserem Pferd Schritt für Schritt näher kommen.

 

Februar 2019:

Spiel 2 Stachelschweinspiel oder porcupine game

und Spiel 3 Fahr- oder Treibspiel (Spiel des Weichens vor rhythmischem Druck) oder driving game

 

Ziel dieser beiden Spiele ist es, dass mein Pferd lernt vor stetigem bzw. rhythmischem Druck zu weichen.

Es lernt also einem Gefühl (stetigem Druck) oder einem Vorschlag (rhythmischem Druck) zu weichen, und zwar weicht es auf Druck, aufgebaut in vier fairen Phasen der Bestimmtheit. Wenn wir anfangs ev. noch eine Phase vier (also relativ viel konsequenten Druck) benötigen, um unser Pferd zu veranlassen zu weichen, brauchen wir bald jeweils nur noch eine feine Phase 1 oder ev. 2, um unser Pferd zu steuern. Wichtig ist, dass wir die feinsten Bemühungen unseres Pferdes sofort mit einem Nachlassen des Druckes (release) belohnen. Wenn mein Pferd vom Boden aus gelernt hat auf Phase 1 stetigem Druck zu weichen, wird es auch vom Sattel aus z. B. dem feinen Druck meines Schenkels weichen und beispielsweise die Hinterhand verschieben, eine Vorhandwendung ausführen oder z. B. schneller werden, seitwärts oder rückwärts gehen, je nachdem an welchen Stellen seines Körpers ich den Druck platziere. Auch Druck auf der Trense ist ein porcupine game. Auch da ist es besonders wichtig, dass wir uns bewusst sind, nicht einfach via Zügel an der Trense zu ziehen, sondern sie nur fein zu halten, den Druck in Phasen aufzubauen und wiederum die erwünschte Reaktion unseres Pferdes sofort mit einem Nachlassen zu belohnen. Nur so können wir eine feine Kommunikation zwischen uns und unserem Pferd aufbauen.

 

Noch ein Gedanke zu den Phasen:

Phase 1 ist nur ein Vorschlag von mir (I suggest)

Phase 2 ist eine Bitte (I ask)

Phase 3 klare Mitteilung (I tell)

Phase 4 ein Versprechen (I promise)

 

 Januar 2019: Spiel 1 Freundschaftsspiel oder friendly game

 

Die Ziele vom Spiel 1 sind, dass wir das Pferd auf «stand still», also Stillstehen und «relaxation», also Entspannung konditionieren, und es wird Vertrauen zwischen Mensch und Pferd gebildet.

Wenn Du Deinem Pferd das Freundschaftsspiel vom Boden aus solide beigebracht hast, funktioniert es auch vom Sattel aus!

Beispiel: Du reitest aus und Dein Pferd erschrickt, bzw. fürchtet sich vor etwas. Du entspannst Dich im Sattel (ausatmen, alle Muskeln bewusst locker lassen) und spielst das Spiel 1 mit ihm, das heisst Du streichelst es z. B. mit dem Stick oder mit der Hand. Da es darauf konditioniert ist, sich bei diesem Spiel zu entspannen, kannst Du nun Dein Pferd auf diese Weise effizient und rasch beruhigen.

Falls es noch nicht klappt, solltest Du mehr und provokativeres friendly game vom Boden aus spielen mit Deinem Pferd. Achte auch darauf, dass Du nicht unbewusst im Becken oder den Beinen angespannt bleibst, wenn Du im Sattel sitzt und lasse die Zügel wenn immer möglich wieder locker.